Als ich gestern meinen weinviertler Keller betrat, erwartete mich eine kleine Überraschung. Ich habe dort eine Langohrfledermaus im Winterschlaf entdeckt. Was für eine Freude! Denn mir sind die kleinen Fledertiere unheimlich sympathisch.

 

Unheimlich liebenswert: Fledermäuse

Foto oben: Was ist das im Keller? Erstmals konnte ich eine Fledermaus in meinem Keller begrüßen.

Noch ist das Jahr jung und ich konnte bereits diese wundervolle Beobachtung machen. Nun im Winterschlaf sollte man die kleinen Nachtschwärmer einfach in Ruhe lassen, damit keine Energie unnötig vergeudet wird. Aber wie leben Langohren eigentlich? Hier ein Portrait.

 

Langohrfledermäuse – Riesenohren sind arttypisch

Foto links: Typisch für Fledermäuse ist die kopfüberhängende Schlafweise am Tage und auch im Winterschlaf. Beim Kopfüberhängen werden Sehnen angespannt. So braucht es keine extra Muskelkraft dafür aufzuwenden.

Dieses Langohr hat seine langen Ohren zur Seite geklappt. Lass‘ mich bitte in Ruhe schlafen!

Langohrfledermäuse, wissenschaftlich Plecotus genannt, gehören zur Familie der Glattnasen, Vespertilionidae, eine Ordnung der Fledertiere, Chiroptera. Das typische und auch namensgebende Merkmal der Langohrfledermäuse oder einfach Langohren sind ihre ausgesprochen langen Ohren. Sie können über 3 cm lang sein und funktionieren als Sonar. Durch das Echo der ausgesendeten Ultraschalltöne, können sich Fledertiere im Raum orientieren und auch so ihre Beute finden. Langohren haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 4 bis 5,3 cm und eine Schwanzlänge von 3,5 bis 5 cm. Ihre Flügelspannweite beträgt etwa 23 bis 29 cm. Langohrfledermäuse haben je nach Art, das Braune Langohr, Plecotus auritus, ein grau-braunes und das Graue Langohr, Plecotus austriacus, ein graues Fell. Das Graue Langohr ist eng an Siedlungsräume gebunden und wird daher auch als Hausfledermaus bezeichnet. Ich vermute, dass mein Kellergast daher ein Graues Langohr ist.

Lebensweise im dunkel der Nacht

Foto oben: Ab der Dämmerung werden unsere heimischen Fledermäuse aktiv. Ihre Sehkraft ist wenig beeindruckend. Dafür „sehen“ sie mit ihren Ohren umso besser.

Fledermäuse sind die einzigen flugfähigen Säugetiere. Die bei uns heimischen Fledermausarten sind nachtaktiv. Den Tag verbringen sie schlafend in Gebäuden und diversen Höhlen. Typisch für Fledermäuse ist die kopfüberhängende Schlafweise. Um während der Ruhephase am Tag wenig Energie zu verbrauchen, fallen Fledertiere auch hier in eine Art Winterruhe, die als Torpor bezeichnet wird.

Die Paarung erfolgt meist im Herbst vor dem Winterschlaf. Das Weibchen wird jedoch erst im Frühling befruchtet. Und auch die Geburt der nächsten Generation erfolgt im Frühjahr. Es kommt üblicherweise nur ein Jungtier zur Welt, das 6 bis 7 Wochen von der Mutter genährt wird. Nach 1 bis 3 Jahren sind die Tiere geschlechtsreif. Langohren können durchaus 20 Jahre und älter werden.

Männliche Langohren leben lieber einzelgängerisch. Weibliche Fledermäuse bilden Wochenstuben von 10 bis 30 Individuen. Im Winter halten Fledermäuse einen Winterschlaf an geschützten Orten. Auch hier sind die Langohren eher einzeln anzutreffen. Andere Fledermausarten bevorzugen die Gemeinschaft.

Lebensraum und Nahrungssuche

Foto oben: Fledermäuse sind Fleischfresser. Das Langohr sammelt von Pflanzen seine Beute wie Motten und Nachtfalter ab.

Langohrfledermäuse bewohnen Wälder, Gärten und Offenlandschaften. Aufgrund ihrer langen Ohren sind Langohren keine schnellen Flieger. Dafür haben sie die Fähigkeit, im Rüttelflug in der Luft zu stehen. Und sie können sogar rückwärts fliegen. Durch diese Flugtechnik können Langohrfledermäuse ihre Beute von Blättern absammeln. Auf dem Speiseplan stehen verschiedene Insekten wie Spanner, Wickler, Motten und andere Nachtfalter. Manchmal sammeln Langohren von Lichtquellen wie Straßenlaternen ihre Beute auf.

Alle Fledermäuse stehen unter Schutz. Durch fehlendes Nahrungsangebot, Lebensraumzerstörung, fehlende Winterquartiere und weitere negative Faktoren sind die Tiere europaweit bedroht.

Ich hoffe, mein kleines Langohr übersteht den Winter in meinem Keller gut. Vielleicht kann ich es ab dem Frühling in meinem Garten beobachten, wie es Insekten von den Bäumen und Sträuchern absammelt.