2022 ist ein weiteres Jahr der Rekorde in punkto Hitze, Trockenheit, aber auch Unwettern mit Starkregen und Sturm. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass derartige Extreme zunehmen und „normal“ werden. Was kann man also selber im Garten tun?

 

Wohin die Reise geht: Klimaextreme

Foto oben: In diesem Sommer hat sich mein Steppengarten braun und ausgedörrt präsentiert. Für Mitteleuropa ein ungewöhnliches Bild, an das wir uns aber gewöhnen werden müssen.

In meiner Tätigkeit als Pflanzplanerin bin ich mittlerweile so gut wie täglich mit dem Thema klimafitter Freiraum und klimaresiliente Pflanzen und Bepflanzungen konfrontiert. Denn auch dieser Sommer hat uns gezeigt: Es wird immer extremer. Heißer. Trockener. Stürmischer. Und auch im eigenen Garten erlebe ich hautnah und sehe mit eigenen Augen, was der Klimawandel tatsächlich für Auswirkungen auf unsere Vegetation hat.

 

Standortgerechte Pflanzenverwendung

Foto oben: Federgäser wie das Flauschige Federgras, Stipa pennata, haben dünnes nadelförmiges Laub, das die Verdunstung reduziert.

Das A und O ist nicht nur die Artenauswahl selbst, sondern der Standort im Garten. Bei südexponierten Bereichen, auf intensiven Dächern und begrünten Balkonen etwa, ist es besonders wichtig, nur standortangepasste Pflanzen zu verwenden. Sonst kann es tatsächlich zu Sonnenbränden, Vertrocknungserscheinungen und anderen Symptomen von Stress kommen. Gestresste Pflanzen verlieren stark an Vitalität. Das wirkt sich auch stark auf das Erscheinungsbild einer Pflanze aus und ist auch für jeden Laien deutlich sichtbar. Die Pflanze leidet und ist einfach nicht mehr schön.

 

Klimaresiliente Pflanzen verwenden

Foto oben: Der Waldsteppen-Beifuß, Artemisia pancicii, (rechte Bildmitte) ist nicht nur schön. Sein silbriges Laub vermindert Wasserverlust.

Klimaresiliente Gewächse sind Arten, die extreme Wetterphänomene überstehen und hohes Regenerationsvermögen aufweisen. Denn einige Pflanzen haben ihre Lebensstrategien an derartige Klimabedingungen angepasst. Xerotherme Arten sind an extrem trocken-heiße Verhältnisse gewöhnt. Manche dieser Arten haben eine starke Behaarung, die für uns wie silbriges Laub wirkt, wie bei Wermut und seinen Verwandten.

Foto oben: Neben Federgräsern, wie dem Büschel Federgras, Stipa capillata, sind auch manche Stauden gut an Hitze und Trockenheit angepasst. Hier die gelbblütige Goldschopf-Aster, Aster linosyris, sowie die Gewöhnliche Golddistel, Carlina vulgaris. Beide sind auch wichtige Spätsommer- und Herbstblüher.

Foto oben: Auch die Hohe Fetthenne, Sedum telephium, ist als Dickblattgewächs mit seinen fleischigen Blättern gut an Trockenheit angepasst.

Oder sie besitzen dünne nadelförmige Blätter wie Federgräser. Wieder andere haben dickes fleischiges Laub wie die Fetthennen. Und einige Pflanzen haben die Strategie der generativen Vermehrung gewählt. Sie sterben tatsächlich als Pflanze ab und vermehren sich als über ihre Samen, wie es beispielsweise bei Klatsch-Mohn der Fall ist.

Foto oben: Klatsch-Mohn, Papaver rhoeas, ist eine einjährige Blume.  Nach der Blüte bildet er seine Samenstände und stirbt ab.

Foto oben: Die Wild-Tulpe oder Weinbergs-Tulpe, Tulipa sylvestris, blüht im Frühling und zieht dann ein. Sie verbringt die ungünstige Jahreszeit unter der Erde.

Manche Arten leben eine andere Strategie. Sie meiden die extreme Jahreszeit, indem sie sich in Vegetationsruhe befinden. Sie sterben oberirisch ab und überdauern mit ihren unterirdischen Speicherorganen die ungünstige Jahreszeit, wie es viele Blumenzwiebeln tun.

Foto oben: Das Laub des Seidenbaumes, Albizia julibrissin, ist nicht nur exotisch-schön, sondern gut an Hitze angepasst. Er benötigt Weinbauklima und geschütze Orte, um gut zu wachsen.

Bei Laubgehölzen ist die Strategie der Vegetationsruhe in Mitteleuropa nicht möglich. Denn für sie ist der Winter bereits eine ungünstige Jahreszeit, die es in Vegetationsruhe zu überdauern gilt. Doch auch unter den Laubgehölzen gibt es klimaresiliente Arten. Etwa jene, die filzig behaart sind wie Silber-Linde und Flaum-Eiche. Oder Arten mit eher kleinen oder geschlitzten Blättern wie Franzosen-Ahorn oder Seidenbaum. Wieder andere besitzen sehr derbes festes und glänzendes Laub, um die Verdunstung niedrig zu halten. Beispielsweise Zerr-Eiche und 7-Söhne-des-Himmels-Strauch.

 

Bäume als Schattenspender

Foto oben: Unser Walnussbaum, Juglans regia, ist nun gut 15 Jahre alt und mittlerweile auch schon ein guter Schattenspender.

Trotz, oder gerade wegen der Extreme, sollten nach Möglichkeit unbedingt Bäume im Garten gepflanzt werden. Denn sie sind super Schattenspender für uns Menschen. Walnussbäume etwa sind sehr robust, werden mächtig und bieten damit tolle Schattenplätze im Sommer. Und im Herbst freuen wir uns über die Nussernte. Doch sie brauchen richtig viel Platz. Im kleineren Garten bieten sich Obstbäume an. Viele kommen recht gut mit Hitze und Trockenheit zurecht und wir können ihre Früchte ernten. Oder auch die Zierformen wie Zieräpfel eigenen sich gut, wenn man zwar Blüte und Fruchtschmuck will, aber keine Früchte ernten möchte.

 

(K)ein perfekter Rasen – der Kräuterrasen

Foto oben: In diesem Kräuterrasen überwiegt die Schafgarbe, Achillea millefolium.

Ein englischer Rasen ist weder klimaresilient noch ökologisch wertvoll. Daher einfach Kräuter im Rasen etablieren lassen. Sie sind, wie etwa die Schafgarbe, an Hitze und Trockenheit besser angepasst als Rasengräser. Und dennoch sollten wir uns auch hier daran gewöhnen, dass der Kräuterrasen im Sommer braun sein kann, statt frischgrün. Sobald es aber regnet, regeneriert sich Rasen schnell. Schon innerhalb einer Woche kann er wieder saftig grün sein. Also hier auf das Gießen verzichten.

 

Wasser sparsam und effizient einsetzen

Foto oben: Nicht nur Pflanzen brauchen Wasser zum Überleben. Auch Wildtiere, wie diese junge Bachstelze, Motacilla alba, sind für Wasser dankbar.

Wir sollten abwiegen, welche Pflanzen im Garten tatsächlich zu gießen sind und welche auch ohne gießen überleben. Und wir sollten morgens oder abends gießen, sodass nicht zu viel des kostbaren Nasses einfach verdunstet. Wenn das Gießwasser dann aus der eigenen Zisterne stammt, ist das optimal.

Foto oben: Mitten im Sommer herbstliche Stimmung. Die Kupfer-Felsenbirne, Amelanchier lamarckii, zeigt ihren Trockenstress mit Laubfall.

Foto oben: Das Veilchenlaub ist welk. Doch bis zum nächsten Frühling wird sich das Duft-Veilchen, Viola odorata, wieder erholt haben. 

Foto oben: Auch die stinkende Nieswurz, Helleborus foetidus, ist alles andere als vital. Die Blätter sind schlaff und der Stängel ausgedorrt.

Foto oben: Selbst die Fettehenne, Sedum telephium, zeigt deutlichen Trockenstress. Die Blätter hängen schlaff herab.

In meinem Garten haben heuer tatsächlich auch sehr trocken- und hitzeverträgliche Arten teilweise Stresssymptome gezeigt. Insbesondere die Sträucher hatten plötzlich vertrocknetes Laub und Laubfall. Hier war gießen angesagt, sonst wären sie teilweise abgestorben. Meine Stauden im Steppengarten habe ich aber nicht gegossen. Und einige sind tatsächlich vertrocknet und abgestorben. Aber hier weiß ich, dass sich die Wildarten aussamen und keimen, sich also selbst vermehren.

 

Maximales Grün mit minimalem Aufwand

Foto oben: Trotz Trockenheit kann man üppige Vegetation schaffen, die Dürrezeiten relativ gut übersteht.

Das Ziel im Garten sollte sein: Ein möglichst hoher Grünanteil mit maximalem Volumen, mit so wenig Ressourcenverbrauch wie möglich, bei gleichzeitig minimaler Flächenversiegelung. Denn unversiegelte Grünflächen mit üppigem Bewuchs nehmen bei Starkregenereignissen viel Wasser auf. Bei versiegelten Flächen hingegen fließt das Regenwasser sofort ab, was dann zu Überflutungen führen kann. Daher sollte unser Motto im Garten sein: Grün, Grün und nochmals Grün. Denn fast überall ist eine Form der Begrünung möglich, selbst an Fassaden und auf Flachdächern. Und es sieht auch einfach natürlich-schön aus.