Was uns als Zierde im winterlichen Garten erscheint, ist für so manche Wildtiere, insbesondere für Wintervögel, überlebenswichtig. Viele heimische und auch exotische Gewächse bieten üppigen Fruchtbehang den Winter über.
Nicht alle Früchte sind gleich beliebt bei Wildtieren. Und manche davon werden erst verzehrt, wenn der Winter zu Ende geht. Welche Früchte gerne vernascht werden, welche verschmäht, hängt auch mit dem Farbsehen der Wildtiere zusammen. Rot ist tatsächlich auch für viele Vögel eine Signalfarbe, die sagt: „Komm‘ iss mich!“ Aber auch dunkel gefärbte Früchte werden teilweise sehr gerne angenommen. So manche Früchte sind bereits vor dem Winter verzehrt. Beispiele sind Holunder, Roter Hartriegel, Faulbaum und etwa Kreuzdorn.
Schön und nützlich – Rosengewächse mit Mehrwert
Hagebutten – schmackhaft für Mensch und Tier
Hagebuttenmarmelade ist für mich eine Kindheitserinnerung. Erst nach dem ersten Frost sind die Sammelnussfrüchte der Hunds-Rose, Rosa canina, weich und können verarbeitet werden. Wer früher sammelt und die Früchte anschließend in die Kühltruhe steckt, erzielt den gleichen Effekt. Die Marmeladenherstellung ist zeitaufwendig, aber es lohnt sich. Denn der Geschmack ist wirklich einzigartig. Doch auch die Gartenvögel freuen sich über die Hagebutten.
Zieräpfel – schön-klein
Zieräpfel, Malus sp., sind wunderbar für Vorgärten und kleine Gärten. Sie werden nur ein paar Meter hoch, blühen im Frühling und ab dem Spätsommer erscheinen die kleinen Äpfel. Die zahlreichen Sorten der Zieräpfel haben ganz unterschiedliche Äpfelchen. Manche sind gelb, andere orange, wieder andere dunkelrot. Auch die Größe ist unterschiedlich.
Einige Arten eigenen sich zum Verzehr bzw. sind für die Küche zu gebrauchen. Auf jeden Fall sind sie eine Zierde für jeden Garten.
Apfelbeere – die heilende Frucht aus Nordamerika
Die Schwarze Apfelbeere, Aronia melanocarpa, ist seit einigen Jahren beliebt als Wildobst für die Küche und als Heilpflanze. Der Frischverzehr spielt keine Rolle. Doch aus den Beeren lassen sich Säfte, Gelees, Liköre und anderes herstellen. Von den Vögeln wird sie jedoch kaum angenommen.
Schlehdorn – die „Wildzwetschke“ mit Geschmack
Die Schlehe oder der Schlehdorn, Prunus spinosa, ist eine Pflanze, die in keinem wilden Nützlingsgarten fehlen darf. Er blüht schon früh im Jahr und ist damit eine wichtige Bienenweide. Die Blätter werden von unzähligen Schmetterlingsraupen wie etwa dem Kleinen Nachtpfauenauge, Saturnia pavonia, verzehrt. Im dornigen Gestrüpp dieses Wildstrauches finden Heckenvögel wie Zaunkönig, Troglotytes troglotytes, Rotkehlchen, Erithacis rubecula, und Grasmücke, Sylvia sp., einen guten Schutz vor Feinden. Die kleinen kugeligen blaubereiften Früchte sind Winternahrung für die Wildtiere. Sie sehen wie Mini-Zwetschken aus. Und sie können auch in der Küche verarbeitet werden. Doch Achtung! Die Schlehe macht starke Ausläufer.
Vogelbeere und andere Mehlbeeren – die herben Früchte
Die Früchte der Vogelbeere oder auch Eberesche genannt, Sorbus aucuparia, sind eine wahre Zierde im Garten. Traditionell wird aus diesen Früchten Schnaps hergestellt. Auch Wildtiere verzehren sie. Die Vogelbeere ist ein Kleinbaum, der gut in den Vorgarten oder kleinen Garten passt. Ihre cremeweißen Blüten erscheinen im Frühling. Und das orangerote Herbstlaub ist, neben den attraktiven Früchten, einfach ein Highlight im herbstlichen Garten. Neben der Vogelbeere gibt noch eine Reihe anderer Arten und Sorten der Gattung Sorbus. Da sie gut winterhart und windverträglich sind, eignen sie sich auch für den Balkon- und Dachgarten.
Fruchtbehang für Mensch und Wildtier ein Genuss
Neben den Rosengewächsen gibt es auch noch weitere Pflanzen, die essbare Früchte besitzen. Hier eine kleine Auswahl.
Sanddorn – der Vitamin-C-Lieferant
Der Sanddorn, Hippophae rhamnoides, ist eine richtige Modepflanze unter den essbaren Wildpflanzen geworden. Aus seinen orangen Früchten können Marmeladen, Mus, Säfte, Liköre und anderes hergestellt werden. Der herbe Geschmack ist einzigartig. Er gilt als super Vitamin-C-Lieferant. Und auch bei Wildtieren ist er beliebt. Sanddorne sind zweihäusig. Das bedeutet, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Wer also Früchte ernten möchte, braucht zumindest ein männliches und ein weibliches Exemplar. Des Weiteren ist zu beachten, dass seine Ausläufer sehr aggressiv sein können. Sanddorn eignet sich daher gut zur Böschungssicherung.
Sauerdorn – der Name ist Programm
Die roten Früchte des Sauerdorns bzw. der Berberitze, Berberis vulgaris, sind wirklich sehr sauer. Die getrockneten Früchte sind häufiger Bestandteil vieler orientalischer Gerichte wie etwa der persische Safranreis mit Berberitzen und Hühnchen. Der Sauerdorn ist ein bedornter Kleinstrauch, der gerade mal drei Meter hoch werden kann. Neben dem Sauerdorn gibt es noch einige andere Berberitzen-Arten und Sorten, die eine eigene Familie die Berberitzengewächse, Berberidaceae gründen.
Julianes Berberitze, Berberis juliane, ist nicht essbar. Aber eine Zierde im Garten.
Manche mit immergrünem Laub. Ihre Früchte sind jedoch für uns Menschen giftig. Die Mahonie, Mahonia aquifolium, gehört auch dieser Familie an. Ihre blaubereiften Früchte sind wiederum essbar.
Weintrauben – nicht alle ernten
Die Weinrebe, Vitis finifera, eignet sich gut zur Berankung von Lauben und Pergolen. Die sind starkwüchsig und gut schnittverträglich. Und auch Weintrauben dienen Vögeln und anderen Wildtieren als Winterfutter. Also nicht alle Trauben abernten, sondern ein paar Früchte für den Winter belassen.
Nicht giftig, aber auch nicht lecker für unseren Gaumen
Neben dem essbaren Wildobst gibt es auch einige Gewächse, deren Früchte zwar nicht giftig sind, sich aber für den Verzehr nicht eignen. Sie schmecken einfach nicht gut. Aber für Wildtiere sind manche dieser Früchte anscheinend ein besonderer Genuss.
Rote Weißdornfrüchte
Die Gattung Weißdorn, Crataegus, umfasst einige heimische Arten, aber auch Exoten und gärtnerische Kreuzungen. Auch der Weißdorn gehört zu den Rosengewächsen, Rosaceae. Der Eingrifflige Weißdorn, Crataegus monogyna, ist ein besonders wertvolles einheimisches Gehölz für den wilden Nützlingsgarten. Er ist ein sommergrüner Großstrauch, der manchmal sogar Kleinbaumgröße erreicht. Seine weißen Blüten im Frühling werden von Insekten, besonders Käfern besucht. So schön die Blütenstände sind, aber leider ist ihr Duft weniger betörend. Er erinnert eher an das stille Örtchen. Deshalb eher einen Standort wählen, der nicht gerade in der Nähe eines Sitzbereiches liegt. Die Blätter sind beliebtes Raupenfutter etwa für den Segelfalter, Iphiclides podalirius. Ab dem Spätsommer erscheinen die Früchte, die sich knallrot färben und Vogelfutter sind. Auch die anderen Weißdorn-Arten haben rote Früchte. Wie viele andere Rosengewächse hat auch der Weißdorn lange wehrhafte Dornen.
Rot oder Orange – die Früchte des Feuerdorns
Der Feuerdorn, Pyracantha coccinea, ist ein immergrüner exotischer Großstrauch. Je nach Sorte hat er tiefroten oder leuchtend orangen Fruchtbehang. Nicht zu verachten sind seine langen Dornen.
Noch mehr roter Fruchtbehang: Zwergmispeln
Auch die umfangreiche Gattung der Zwergmisepeln, Cotoneaster, ziert sich im Winter mit roten Früchten. Auch diese gehören zu den Rosengewächsen und sie sind daher eine gute Bienen- und Insektenweide. Je nach Art oder Sorte sind manche Kleinsträucher, wie die niederliegende Kriechmispel, Cotoneaster dammeri. Sie wird auch weithin als Cotoneaster bezeichnet. Dann gibt es höherwüchsige Sträucher, die fast bis Kleinbaumgröße erreichen. Die Weidenblättirge Zwergmispel, Cotoneaster salicifolius, hat meist immegrüne Blätter und rotgefärbte Früchte. Daher ist sie im Winter besonders attraktiv.
Hartriegel – rote Frucht, schwarze Frucht, weiße Frucht
Die Gattung Hartriegel, Cornus, umfasst zahlreiche Arten. Einige davon sind heimisch wie der Rote Hartriegel, Cornus sanguinea. Dessen schwarze Früchte sind so beliebt, dass sie bereits vor dem Winter von den Vögeln vernascht sind. Hingegen die weißen Früchte des exotischen Weißen Hartriegels, Cornus alba, werden kaum von Vögeln angenommen. Denn die weiße Farbe wird nicht als essbar gedeutet. Der Chinesische Hartriegel, Cornus officinalis, (Foto oben) hat rote Früchte, die den Dirndln, den Früchten der Kornelkirsche, Cornus mas, ähneln. Diese werden, obwohl ein exotisches Gewächs, sehr wohl von Vögeln angenommen.
Schwarzblaue Früchte von Veitschi und Wilder Wein
Auch so manche beliebte Kletterpflanze wie Veitschi (Fotos unten), Parthenocissus tricuspitata, der auch als Mauerkatze bezeichnet wird oder die Fünfblättrige Jungfernrebe (Foto oben), Parthenocissus quinquefolia, auch einfach als Wilder Wein bezeichnet, haben dunkle Früchte, die bei den Vögeln beliebt sind.
Die unscheinbaren Blüten im Sommer sind eine beliebte Bienenweide. Und die wunderbare bordeauxrote Herbstfärbung ist einfach eine Zierde für jeden Garten. Beide Arten sind robust und gedeihen von Sonne bis Schatten.
Violette Schönfruchtbeeren – sie werden von den Tieren verschmäht
Die Früchte der Schönfrucht, Callicarpa bodinieri ‘Profusion‘, sind für uns Menschen ein wahrer Augenschmaus. Denn die leuchtend violetten Beeren bilden einen tollen Kontrast zu bunten Laubfärbungen wie etwa dem leuchtend gelben Laub des Ginkgos, Ginkgo biloba. Aber auch diese Beerenfarbe ist unseren heimsichen Vögeln nicht bekannt und wird daher nicht angenommen. Aber die Blüten werden von Insekten gerne besucht.
Achtung giftig! Nur für Wildtiere lecker
Neben den essbaren und ungenießbaren Früchten, gibt es aber auch viel Giftiges. Diese Pflanzen sind in Gärten mit Kleinkindern nicht empfehlenswert.
Schwarzfrüchtiger Liguster
Der heimische Liguster, Ligustrum vulgare, ist eine beliebte Heckenpflanze, weil hochwüchsig, dichtlaubig und gut schnittverträglich. Ich finde ihn freiwachsend noch viel schöner. Seine cremeweißen Blütenrispen im Frühsommer verströmen einen intensiven Duft. Dieser zieht auch Nachtfalter an. Ab dem Spätsommer erscheinen die glänzend schwarzen Beeren. Bis zum Ende des Winters bleiben diese meist verschont. Erst in der Not verspeisen die Vögel auch diese Früchte.
Farbenprächtiges Pfaffenkapperl
Die Früchte des heimischen Pfaffenkapperls, Euonymus europaea, wie der Europäische Spindelstrauch weithin genannt wird, sind bei Vögeln beliebt. Besonders das Rotkehlchen hat geradezu eine Vorliebe für die knallig orange-pinken Früchte. Für uns Menschen hingegen sind sie giftig.
Schneeballfrüchte von Rot bis Schwarz
Die Pflanzengattung Schneeball, Viburnum, ist sehr Arten und Sortenreich. Neben den zierenden Blüten bieten Schneebälle auch attraktiven Fruchtbehang. Einige Arten haben blaubereifte Früchte wie der Kissen-Schneeball, Viburnum davidii (Foto oben).
Andere Arten haben rote Früchte wie der Gewöhnliche Schneeball, Viburnum opulus (Foto oben links). Der Fruchtbehang des Wolligen Schneeballs, Viburnum lantana, (Foto oben rechts) ändert seine Farbe. Zuerst sind die Früchte flammend rot, später völlig schwarz. Obwohl alle Schneeballfrüchte hohen Zierwert besitzen, sind die Früchte kaum begehrt. Sie werden erst in echten Notzeiten von den Wildtieren gefressen.
Stechpalme und Eibe
Ebenfalls mit signalroten Früchten warten Eibe, Taxus baccata, (Foto links) und Stechpalme, Ilex aquifolium, (Foto rechts) auf. Wobei es von letzterer Arten gibt, die auch orange gefärbten Fruchtschmuck besitzen. Diese beiden sind jedoch für uns Menschen sehr giftig.
Dekorative Efeufrucht
Der schwarze Fruchtschmuck des Efeus, Hedera helix, ist sehr apart. Dieser zu den Araliengewächsen, Araliaceae, gehörende Kletterkünstler ist eine wertvolle herbstliche Hummel- und Insektenweide. Doch bis eine Efeupflanze blüht und fruchtet, können viele Jahre vergehen. Und auch diese Früchte, sowie die gesamte Pflanze, sind giftig.
Orange Samenstände der Stinkenden Iris
Attraktiver Fruchtschmuck bei Stauden ist eher selten. Eine, die hier neben all den Gehölzen zu erwähnen es sich lohnt, ist die Stinkende Iris, Iris foetidissima. Sie hat immergrünes Laub. Im Sommer erscheinen die wenig auffälligen bräunlich-gelben Blüten. Doch ihre Früchte sind einfach ein Hingucker in jedem Staudenbeet. Ab dem Späterbst öffnet sich die Samenkapsel und gibt ihre kräftig orangen Früchte frei. Einfach toll.
Fazit – Mehr Mut zu Farbe für den winterlichen Garten
Wie schon im letzten Beitrag „Attraktive Winter-Pflanzen für Wildtier und Mensch“ aufgezeigt, muss unser Garten im Winter nicht fade und öd sein. Im Gegenteil. Durch die Kombination von Nadelgehölzen, immergrünen Laubgehölzen, attraktivem Fruchtbehang und den winteraktiven Wildtieren kann der winterliche Garten tatsächlich zu einer echten Winterwundergartenwelt werden.