Ich habe die Vögel mit Sämereien versorgt. Und dabei ist mir eingefallen: Auch ich brauche Samen. Denn in meinen Garten baue ich auch Gemüse an. Und manches, wie Tomaten, Paprika und Melanzani will schon zeitig im Jahr gesät sein, damit es im Sommer geerntet werden kann. Es ist also bereits Zeit, für die ersten Vorbereitungen für das neue Gartenjahr.
Ich sichte als erstes meine eigene kleine Samenbank. Welche Samen habe ich selbst vorrätig? Welche muss ich noch besorgen? Da ich samenfeste Sorten kultiviere, kann ich von den reifen Früchten auch ihren Samen nehmen und im nächsten Jahr wieder von neuem anbauen. Das geht nicht mit Hybrid-Saatgut.
F1-Hybriden und samenfeste Sorten – Saatgut ist nicht gleich Saatgut
Bei vielen modernen Saatgutsorten, den F1-Hybriden, ist ein Anbau aus den geernteten Samen wenig erfolgversprechend. Sie werden durch Züchtungsarbeit dahingehend verändert, dass nur aus dieser ersten Generation, den F1-Hybriden, die gewünschten Pflanzen wachsen. Nachfolgende Generationen spalten sich in viele Variationen auf. Dabei kann es sein, dass diese weder an die Mutterpflanze erinnern, noch einen gewünschten Ertrag bringen. Das ist gut für die Züchtungsbetriebe. Denn dieses Saatgut muss immer wieder neu gekauft werden.
Anders sind samenfeste Gemüsesorten, wie ich sie verwende. Sie können über den Samen vermehrt werden. Obwohl auch hier selektiert und gekreuzt wird, um eine Verbesserung der Pflanzeneigenschaften zu erzielen. Diese traditionelle Form der Vermehrung bietet uns die Möglichkeit auch selbst Samen zu vermehren und an andere Menschen weiterzugeben. Durch diese Vermehrungstechnik haben sich weltweit unzählige Lokal- und Regionalsorten von unterschiedlichsten Gewächsen über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte entwickelt. Diese Sorten sind auch an besondere lokaltypische Standortverhältnisse angepasst. Ihr Ertrag ist zwar nicht immer so üppig als jener der F1-Hybriden, aber dafür sind sie meist robuster und geschmacklich mit modernen Hochleistungssorten oft nicht zu vergleichen.
Tomaten – einfach immer ein Hit
An Tomatensorten mangelt es mir nicht. Ich habe durch Tausch schon einige tolle Sorten bekommen. Eine besonders tolle ist eine alte Rumänische Fleischtomatensorte. In guten Jahren kann eine einzige Tomate mehr als ½ kg wiegen! Davon kann ich eine ganze Mahlzeit kochen.
Tomaten sind auch für Anfänger ohne viel Gartenwissen einfach zu kultivieren. Ansaaterde in einen Topf. Samen rein. Nur leicht mit Erde bedecken. Gießen. An einen warmen sonnigen Ort mit etwa 20 °C stellen. Fertig. Bei mir ist dieser Ort die Fensterbank. Schon nach wenigen Tagen beginnen die ersten Samen zu keimen. Und nach wenigen Wochen können sie in Einzeltöpfe pikiert werden. Je nach Witterung, beginne ich sie ab Mitte April abzuhärten. Ich stelle die Tomaten stundenweise ins Freie. Zuerst im lichten Schatten. Dann nach und nach in die Sonne. Denn auch Pflanzen können einen Sonnenbrand bekommen. Besonders Pflanzen die im Innenraum gezogen werden, sind langsam an das „raue“ Klima im Freien zu gewöhnen. Da es bei mir im Weinviertel wenig regnet, kann ich meine Tomatenpflanzen problemlos ohne Regenschutz kultivieren. In vielen anderen Regionen brauchen sie ein Dach oder ein schützendes Tomatenhaus, um nicht von der Kraut- und Braunfäule, Phytophtora befallen zu werden. Und ab dem Sommer gibt es Tomaten in Hülle und Fülle.
Okra, Andenbeere und Co.
So sehr ich Tomaten liebe, brauche ich auch Abwechslung. Und so versuche ich heuer auch Okraschoten, Andenbeeren, Artischocken, Melanzani, Zuckermelonen… zu kultivieren.
Doch hier ist der Erfolg des Anbaues nicht so garantiert, wie bei Tomaten. Manche Ansaattöpfe stehen nun schon seit einigen Wochen da und nichts rührt sich. Und dann, wenn ich schon aufgeben will. Plötzlich sprießt ein Keimling aus der Erde! Es ist für mich jedes Mal eine Freude und ein kleines Wunder. Jeden Tag beobachte ich die kleinen Keimlinge beim Wachsen. Und ich freue mich schon jetzt darauf, sie später in den Garten zu verpflanzen und nach und nach ihre Früchte im Sommer ernten und essen zu können.