Noch immer ist in vielen Köpfen verhaftet, dass der Garten im Winter ruht und damit wenig attraktiv ist. Doch langsam entdecken wir, dass auch die kalte Jahreszeit im Garten erlebnisreich und schön sein kann. Ein Trend etwa ist das Wintergemüse. Wo früher nackte Erde war, stocken nun knackig frische Gemüse. Und auch der Brauch, im Ziergarten noch vor dem Winter alles schön hübsch zurückschneiden ist in den naturnahen Blumengärten schon längst passee. Das ist auch für viele Wildtiere positiv. Doch mit welchen Wild- und Zierpflanzen den Wintergarten gestalten? Hier ein paar Pflanzvorschläge, um für Wildtiere und Menschen eine wahre Winterwundergartenwelt zu schaffen.
Grün, Grüner, Immergrün
So präsent die Farbe Grün während der Vegetationsperiode ist, so wenig ist sie im winterlichen Garten zu entdecken. Dabei gibt es ein respektables Spektrum an immergrünen Pflanzen. Viele davon sind nicht in unseren Gefilden heimisch, kommen aber durchaus mit dem mitteleuropäischen Klima zurecht. Teilweise brauchen sie geschützte Standorte. Hilfreich dazu ist die Information über die Winterhärte einer Pflanze. Sie gibt an, welche Minimumtemperatur von einer Pflanzenart toleriert wird.
Nadelgehölze für den Garten
Nadelgehölze waren besonders ab den 1970-er Jahren im Garten beliebt. Pflegeleichtigkeit und ein ordentlicher Anblick war das Ziel der Bepflanzung. Daher haben Koniferen, wie Nadelgehölze auch bezeichnet werden, bei vielen Menschen nach wie vor ein schlechtes Image. Doch es kommt bei der Gestaltung auf das Wie an. Also die Verwendungsweise. In naturnah–landschaftlich gestalteten Freiräumen, können Nadelgehölze besondere Akzente setzen.
Kiefern in Hülle und Fülle
Kiefern und Gräser schaffen eine landschaftlich-natürliche Atmosphäre.
Fichten passen in Gärten höherer Lagen. Im Tiefland leiden sie unter den hohen Sommertemperaturen und anhaltenden Trockenphasen. Wesentlich robuster sind Kiefern. Sie sind anpassungsfähiger und passen von ihrem Charakter auch gut in naturnahe Gärten. Neben der heimischen Kiefer, Pinus sylvestris, eignet sich auch die Österreich-Kiefer, Pinus austriaca. Sie ist auch unter dem Namen Schwarz-Kiefer, Pinus nigra bekannt. Im Winter verzehrt der Eichelhäher, Garrulus glandarius, (Foto oben rechts) die Kiefernsamen.
Auch exotische Arten mit langen weichen Nadeln sind wertvoll für den Garten wie Weymouth-Kiefer, Pinus strobus, und Tränen-Kiefer, Pinus wallichiana.
Neben den baumförmigen Kiefern gibt es auch zahlreiche gärtnerische Arten und Sorten, die strauchförmig wachsen. Die Latsche oder Bergkiefer, Pinus mugo, wächst deutlich gedrungener. Manche Varietäten und Sorten passen als Strukturpflanze sogar ins Blumenbeet.
Ebenfalls nur Strauchgröße erreicht der Wacholder, Juniperus communis. Sein aufrechter Wuchs ist typisch. Er ist eine Charakterart der bodensauren Heidelandschaften.
Eibe – klassisches Formschnittgehölz
Die Eibe, Taxus baccata, ist eine beliebte Heckenpflanze. Sie ist sehr kompakt und langsam wachsend. Schnitt wird sehr gut vertragen. Daher ist sie auch als Heckenpflanze oder für anderen Formschnitt sehr beliebt. Aber auch als freiwachsendes Gehölz ist sie eine Augenweide im Garten. Eiben sind jedoch in allen Teilen giftig bis sehr giftig. Also Achtung!
Thuje und Co. – lasst sie wachsen!
Die beliebteste Heckenpflanze ist die Thuje, Thuja occidentalis. Sie ist auch als Lebensbaum bekannt. Ich finde sie viel schöner, wenn sie sich frei in Einzelstellung entfalten kann. Dann wächst sie zu einem stattlichen Baum heran. Ebenso Scheinzypressen, Chamecyparis.
Zeder – aparte Schönheit
Altlas-Zeder, Cedrus atlantica, und Libanon-Zeder, Cedrus libani, wachsen zu mächtigen Bäumen heran. Dazu brauchen sie aber viele Jahre. Denn der Jahreszuwachs ist gering. Charakteristisch für Zedern sind ihre kurzen blau-grünen Nadeln.
Viele dieser Koniferen werden gerne von Vögeln besucht. Denn hier finden sie Deckung und sind vor Feinden gut geschützt.
Ein Hauch von Exotik – immergrüne Laubgehölze
Neben den immergrünen Nadelgehölzen gibt es auch ein beachtliches Sortiment an immergrünen Laubgehölzen. Wintervögel finden auch hier Schutz vor Kälte und Wind. Immergrüne Laubgehölze stehen im Kontrast zu Nadelgehölzen. Einige verströmen den Hauch von Exotik. Denn der frischgrüne Anblick im Winter ist für unser mitteleuropäisches Auge nach wie vor nicht alltäglich.
Pflegeleicht und robust ist die Mahonie, Mahonia aquifolium. Diese niedrige immergrüne Strauchart, hat schön gezähntes Laub. Sie verträgt tiefen Schatten und auch Trockenheit sehr gut. Höherwüchsig ist die etwas anspruchsvollere Mahonia bealei (Foto ganz oben).
Großblütige Magnolie – einfach schön
Die immergrüne Magnolie, Magnolia grandiflora, wächst bei uns zu einem Kleinbaum heran. Ihre Blätter sind groß, oberseits dunkelgrün, unterseits bräunlich. Sie ähneln einem Gummibaum. Sie blühen im Sommer. Die cremeweißen Blüten sind über 10 cm groß und verströmen einen starken süßen Duft. Ein Baum für geschützte Standorte.
Stechpalme – das Weihnachtsgehölz
Weniger exotisch ist die Stechpalme, Ilex. Die Europäische Stechpalme, Ilex aquifolium, ist sehr frosthart. Sogar in höheren Lagen kann sie verwendet werden. Auch sie erreicht Kleinbaumgröße. Früchte und Blatt werden gerne auf Weihnachtsbillets abgebildet oder als Weihnachtsschmuck verwendet. Sie ist jedoch giftig.
Neben der Europäischen Stechpalme gibt es noch weitere Arten und unzählige Sorten. Manche haben ganzrandige Blätter, anders gefärbte Früchte, oder die Früchte fehlen gänzlich. Diese sind schwach giftig und sollten daher für Kinder unerreichbar sein.
Mispel und Schneeball – robust und eigentlich auch schön
Als Kleinbaum kann die Immergrüne Strauchmispel, Cotoneaster x wartereri, verwendet werden. Auch sie hat auffällig roten Fruchtbehang.
Ein robuster Großstrauch mit stumpfgrünen Blättern ist der Runzelblättrige Schneeball, Viburnum rhytidophyllum. Aufgrund seiner Unkompliziertheit ist er ein beliebter Strauch für öffentliche Parkanlagen. Ihm sehr ähnlich ist der Prager Schneeball, Viburnum ‚Pragense‘.
Die Gattung Viburnum ist artenreich. Unter den immergrünen Schneebällen finden sich der Mittelmeer-Schneeball, Viburnum tinus, (Foto links) und der immergrüne Kissen-Schneeball, Viburnum davidii (Foto rechts). Letzterer ist ein Kleinstrauch, der nur etwa 1 m Höhe erreicht. Auch der Mittelmeer-Schneeball wächst nur etwa bis zu 3 m hoch. Und dieser erblüht sogar schon oft im Winter. Er braucht einen geschützten Standort, etwa an einer Hausmauer in einem Innenhof. Und auch der Kissen-Schneeball sollte Temperaturen unter -15 °C nicht dauerhaft ausgesetzt sein.
Kirschlorbeer – mittlerweile ein Heckenklassiker
Der Kirschlorbeer, Prunus laurocerasus, ist mittlerweile eine beliebte Heckenpflanze geworden. Hier bilden sie eine schützende Hecke vor dem Vogelhaus. Gerade sind Schwanzmeisen, Aegithalos caudatus, zu Besuch.
Noch mehr Heckenarten
Ebenfalls als Heckenpflanzen eigenen sich der immergrüne Liguster, Ligustrum ovalifolium ‚Atrovirens‘ (Foto links), Julianes Berberitze, Berberis julianae (Foto Mitte), und der Feuerdorn, Pyracantha coccinea (Foto rechts mit Spatz). Die beiden letzten Arten besitzen wehrhafte Dornen. Hier finden heckenbewohnende Vogelarten wie das Rotkehlchen, Erithacus rubecula, oder der Zaunkönig, Troglotytes troglotytes, einen geschützten Unterschlupf. Alle diese Arten sind jedoch giftig.
Buchs in Bedrängnis
Der allseits beliebte Buchs, Buxus sempervirens, galt lange Zeit als robuste und pflegeleichte Heckenpflanze. Doch Buchsbaumzünslerraupen, Cydalima perspectalis, und Pilzbefall durch Cylindrocladium buxicola, das zum Buchsbaum-Triebsterben führt, haben dem Buchsbaum in den letzten Jahren stark zugesetzt. Daher empfiehlt sich seine Verwendung nicht mehr im Hausgarten.
Zistrose – mediterranes Flair für den Garten
Geschützte Standorte benötigen Zistrosen, Cistus. Diese im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze gibt es in vielen Sorten. Ihre zarten Blüten erscheinen im Sommer. Sie passt gut zu mediterran inspirierten Pflanzungen. In rauen Klimalagen kann sie als Kübelpflanze kultiviert werden.
Lorbeer-Seidelbast – eine Rarität
Ein Kleingehölz für schattige waldartige Bereiche ist der Lorbeer-Seidelbast, Daphne laureola. Er ist stark giftig. Doch er bereichert Waldquartiere im Garten.
Aukube – Exot mit außergewöhnlichem Blatt
Die Aukube, Aucuba japonica ‚Variegata‘, ist ein immergrüner Laubstrauch, der durch sein gelb-grün gesprenkeltes Laub besondere Akzente setzt. Die Aukube liebt absonnige bis halbschattige und geschützte Standorte.
Rhododenron – der Anspruchsvolle
Für das Moorbeet eignet sich immergrüner Rhododendron. Es gibt zahlreiche Hybridsorten mit unterschiedlichen Blütenfarben und Wuchshöhen. Von Kleingehölz, das nur etwa 1 m Höhe erreicht. Bis zu stattlichen Sträuchern können Rhododendren wachsen. Einige neuere Sorten sind sogar etwas kalkverträglich.
Immergrüne Kletterpflanzen – sie wollen hoch hinaus
Auch unter den Kletterpflanzen gibt es ein paar immergrüne Arten. Der Efeu, Hedera helix (Foto oben mit Gelbem Zunderschwamm), gehört sicher zu den bekanntesten Arten. Er ist ein Haftwurzelkletterer, der keine Kletterhilfe braucht.
Doch auch als Bodendecker im Schatten ist er gut zu verwenden. Seine späte Blüte im Herbst ist wertvolle Nahrungsquelle für spätfliegende Bienen und Hummeln. Neben dem dunkelgrün laubigem normalen Efeu, gibt es auch einige Sorten mit gelb-grüner oder gelb-weißer Panaschur. Über seinen Fruchtbehang gibt es im nächsten Blogbeitrag zu lesen.
Der Spindelstrauch, Euonymus fortunei, ist ebenfalls ein immergrüner Haftwurzelkletterer. Auch hier gibt es Sorten mit verschiedenen Blattzeichnungen. Einige sind schwachwüchsig und daher als Bodendecker gut zu verwenden.
Das Immergrüne Geißblatt, Lonicera henryi, ist eine echte Schlingpflanze. Sie kann bis 8 m lang ranken. Dazu braucht sie eine geeignete Rankhilfe. Ihre gelblichen Blüten erscheinen im Sommer und ziehen Nachtfalter und Schwärmer an. Ihre blaubereiften Früchte sind giftig.
Essbar sind die Früchte der immergrünen Brombeere, Rubus ‚Thornless Evergreen‘. Ihre geschlitzten Blätter sind zierend. Und sie hat keine Stacheln, was sehr angenehm bei der Fruchternte ist.
Neben diesen immergrünen Pflanzen, stechen im Winter aber speziell Gewächse hervor, die Fruchtbehang zeigen. Manche besitzen sogar beide Eigenschaften. Sie sind immergrün und haben Früchte. Wir Menschen schätzen den Fruchtschmuck durch seinen Zierwert. Doch für Wildtiere, besonders für Wintervögel, sind die Früchte häufig überlebenswichtig. Mehr zu diesem Thema gibt es im nächsten Blogartikel zu erfahren.