Das Museumsdorf Niedersulz wurde von Prof. Josef Geissler bereits 1977 gegründet. Das Dorf wurde nach und nach mit typischen alten Weinviertler Häusern, Wirtschaftsgebäuden und Sakralbauten aufgebaut. Heute umfasst das Museumsdorf mehr als 80 Bauten auf einem Areal von etwa 5 ha. Die bunten Weinviertler Gärten und Freianlagen ergänzen das Dorfensemble.

 

Das Weinviertel: Mein Garten- und Lebensort

Foto oben: Die Schneeballhortensien leuchten im Schatten und bei Nacht. In meinem Garten habe den zerfressenen Buchs durch eine Schneeballhortensie (Hydrangea macrophylla ‚Strong Annabelle‘) ersetzt.

Seit 2005 ist das nordöstliche Weinviertel mein Garten- und Lebensort. Ein unbewohnter Hakenhof mit Presshaus, anschließendem Stadl sowie Erdkeller, Innenhof und Garten wurden zum Zuhause für meinen Ehemann und mich. Doch als wir hier herkamen, waren der Innenhof und auch der Garten traurig anzusehen. Denn der Innenhof war komplett mit Ziegelsteinen ausgepflastert und vegetationslos. Der an den Stadl anschließende Garten war auch nicht wesentlich erfreulicher. Es gab eine kurz gemähte Rasenfläche, eine Fichte am Grundstücksende und ein dahinschwächelndes Pfirsichbäumlein. Was für ein trostloser Anblick für eine  Naturfreundin und Bepflanzungstechnikerin wie mich. Sofort war klar, dass sich hier was ändern muss. Das Ziel: Es braucht viele unterschiedliche Strukturen und Vegetationselemente. Und vor allem viele unterschiedliche Wildpflanzen. Nach und nach habe ich den Garten in ein wahres Natur- und Wildtierparadies umgewandelt, den Hortus Pannonicus. Die Gärten und Freianlagen des Museumsdorfes Niedersulz haben mich hierbei inspiriert.

Foto oben: Auch Spontanvegetation ist immer wieder ein schöner Blickfang im Museumsdorf.

Das Museumsdorf Niedersulz: Inspirationsquelle für meinen Bauerngarten

Foto oben: Der Arkadengang heißt im Weinviertel „Trettn“. Er schützt vor gleißender Sonne, vor Regen und Schnee bei der Arbeit im Freien.

Viele Anregungen habe ich mir aus den Freianlagen, den Blumen- und Gemüsegärten im Museumsdorf Niedersulz geholt. Nach wie vor besuche ich das Museumsdorf sehr gerne. Denn es hat sich seinen ländlichen Charme bis heute bewahrt. Es ist ruhig und natürlich gestaltet. Es zeigt die frühere typische Baukultur des Weinviertels mit seinen Arkadengängen, die hier Trettn heißen.

Foto oben: Der Südmährenhof ist ein besonderes Schmuckstück des Museumsdorfes.

Es gibt die früher belebten Innenhöfe mit Mistgrube. Meine Mistgrube bei mir im Hof habe ich beispielsweise in einen Gemüse-Senkgarten umfunktioniert. Und ich erziele damit beste Ernten.

Foto oben: Ein reduziertes Weinspalier. Spalierformen und Spalierpflanzen können in vielen unterschiedlichen Varianten umgesetzt sein.

Es gibt Spaliere mit Obst und Wein im Museumsdorf. Auch diese Kulturmethode habe ich bei mir im Innenhof und an der Stadlmauer umgesetzt.

Foto oben: Vor dem Stadl ein stattlicher Walnussbaum. Walnüsse gehören zum Weinviertel wie der Wein und Kellergassen.

Man findet im Museumsdorf einige Walnussbäume als tolle Schattenspender. Ihr Schatten ist im Hochsommer angenehm. Und im Herbst gibt es eine reichliche Nussernte. Auch einen Walnussbaum habe ich bei mir im Garten gepflanzt.

Foto oben: Bunte Blumen erfreuen nicht nur uns, sondern auch blütenbesuchende Insekten.

Es gibt im Museumsdorf Wildblumen und Ruderalfluren, alte Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und typische Bauerngartenpflanzen wie die Hortensie und die Taglilie sowie einen Bibelgarten. Darin finden sich Pflanzenarten, die in der Bibel beschrieben sind.

Foto oben: Gänse brauchen viel Platz zum Grasen. Aber auch einen Teich zum Trinken und Schwimmen.

Ein lebender Bauernhof mit Gänsen, Ziegen, Schweinen und anderem Getier sind ein Highlight im Museumsdorf Niedersulz. Das wunderbare Ambiente wird auch für verschiedenste Veranstaltungen, Hochzeitsfeiern und Märkte genutzt. Es gibt thematische Führungen und Workshops.

Foto oben: Rosen gehören zu jedem Weinvietler Haus. Manchmal wachsen sie üppig und manchmal karger. Eine Zierde sind sie aber immer.

Prof. Josef Geissler: Gründer und Erbauer des Museumsdorfes

Foto oben: Hier ist Eintreten erwünscht. Weinviertler Dörfer wirken mit ihren abgeschlossenen Höfen für viele Nicht-Weinviertler abgeschottet und wenig gastfreundlich. Doch wer in einen Innenhof kommt, wird ob seiner oftmals reizvollen Bepflanzung und Gestaltung überrascht sein. Manche Weinviertler Innenhöfe und Gärten sind wahre Grünoasen. Verborgene Schätze.

Den Grundstein für das heutige Musemsdorf Niedersulz hat vor bald 50 Jahren Herr Prof. Josef Geissler gelegt. Er hat in mühevoller Arbeit alte Gebäude vor dem Abriss und ihrer Zerstörung im Weinviertel bewahrt und hier im Museumsdorf die Anlage nach dem Prinzip des Zeilendorfs umgesetzt. Entlang der Zeile, also Hauptstraße, befinden sich etwa der Südmährenhof, das Bürgermeisterhaus, aber auch das Gasthaus mit Kegelbahn und das Haus des Müllers.

Foto oben: Der Südmährenhof mit Pelargonienen und einer Rose. Man könnte fast meinen, irgendwo im mediterranen Raum wie Süditalien zu sein. Und doch ist man mitten im Nordosten Österreichs.

Hinter der Dorfzeile gibt es einen Dorfplatz mit Kirche und Friedhof. Weitere Gebäude, etwa das Kleinhäuslerhaus des Schusters, das Haus der Hutterer, das Haus des Fassbinders und so weiter, ergänzen den Dorfcharakter. In der letzten Reihe erstreckt sich dann die Kellergasse mit Heurigem und Presshäusern sowie den Stadln. Am Hang liegt ein großer Bauernhof und die Dorfschule.

Die typischen Weinviertler Vorgärten

Foto oben: Der Vorgarten des Bürgermeisterhauses ist ein besonders prächtiger. Pflanzen und Gartenzaun als Repräsentationsmittel des sozialen Status ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.

Immer wieder finden sich die typischen Weinviertler Gärten, insbesondere auch die Vorgärten. Diese Vorgärten hatten einen Zaun, waren mit Zierblumen bepflanzt und waren jedem Wohnhaus vorgelagert. Dieses Abstandgrün verhinderte einerseits, dass Fremde oder Unbefugte nicht zu nahe kommen konnten. Andererseits waren die Straßen noch unbefestigt und der Staub im Sommer wurde durch das Grün gefiltert. So wurde der Staub in offene Fenster nicht vollends hineingeweht. Leider sind diese pittoresksten Vorgärten fast aus allen Ortsbildern des Weinviertels verschwunden. Nur vereinzelt findet man sie noch in ihrer ursprünglichen Form. Und hier im Museumsdorf Niedersulz werden sie liebevoll mit Ziersträuchern, Blumenstauden und Sommerblumen bepflanzt.

Weinviertler Garten- und Lebenskultur

Foto oben: Die Braune Taglilie (Hemerocallis fulva) ist eine besonders typische Zierpflanze des Weinviertels. Ebenso die Palmlilie (Yucca filamentosa). 

Die Weinviertler Gartenkultur ist bäuerlich und liebenswert. Sie ist ein Stück gelebter Tradition. Diese Form der Gartentradition führe ich in meinem Hortus Pannonicus weiter.