Endlich gibt es einen Vorgeschmack auf den Frühling. Die ersten Blüten sind zu erblicken. Einzelne warme Sonnentage mit blauem Himmel und Vogelgezwitscher lassen die kurzen Wintertage bald vergessen.

 

Vogelgezwitscher und erste Blütenfreuden

Das Großblütige Schneeglöckchen, Galanthus elwesii, ist die Verwandte unseres einheimischen Schneeglöckchens, Ganlanthus nivalis. Unser heimisches Schneeglöckchen wächst in Auen, seine verwandte Art kommt etwa im Taurus Gebirge natürlich vor. Es verträgt mehr Trockenheit. Beide werden von Bienen angenommen.

Es ist unüberhör- und unübersehbar: Der Vorfrühling ist im vollen Gange. Das Amselmännchen trällert seine schönsten Lieder zeitig am Morgen und frühen Abend vom Dach. Und auch der Zaunkönig ist im Garten zu vernehmen.

Der Zaunkönig versteckt sich in einem meiner Totholzhaufen und singt sein Lied.

 Die Stare sind bereits aus ihrem Winterquartier zurückgehrt und auch die Hausrotschwänze lassen sich schon blicken. Der Wettlauf um den besten Brutplatz hat bei den Vögeln schon begonnen. Was wir Menschen als schönen Vogelgesang wahrnehmen, dient der Revierverteidigung. Und da geht es meist gar nicht romantisch zu.

Der Girlitz ist der kleinste heimische Finkenvogel. Er hat seinen Lebensraum im Tiefland. Vorzugsweise brütet er in Weingartenlandschaften. Links das Girlitz-Weibchen. Rechts das deutlich gelbere Girlitz-Männchen.

Doch wir können uns tatsächlich freuen, wenn wir die Vögel noch singen hören. Schon wieder überhäufen sich die Schlagzeilen mit dem Artensterben. So sind die Bestände des Girlitz, Serinus serinus, etwa um 80 Prozent seit 1998 zurückgegangen. Ein trauriger Anlass, diesen kleinen Finkenvogel mit seinem leuchtenden zitronengelben Gefieder zum Vogel des Jahres 2021 zu küren. Ein Grund für seinen Rückgang liegt unter anderem darin, dass es zu wenig Wildsamen gibt. Samen von Wildgräsern und -kräutern sind seine bevorzugte Nahrung. Doch in der überpflegten ausgeräumten Landschaft mangelt es nicht nur an Nahrung. Auch Brutplätze sind rar geworden. Daher mein Appell zu mehr Wildwuchs.

 

Mut zur Wildnis und Wildheit: Wildwuchs überall

Wer also über etwas Grün verfügt, kann dem Girlitz und damit auch zahlreichen anderen Tierarten helfen. Einfach dem wild-natürlichen Grün wieder mehr Raum geben. Das kann im Blumen-Kisterl auf Balkon und Terrasse beginnen, sich auf dem extensiven Gründach fortsetzen und natürlich im Garten weitergeführt werden. Aber selbst auf Wegen kann das Grün noch sprießen. Sei es als Ritzenvegetation in Pflasterfugen oder dem Schotterrasen statt des üblichen Asphaltbelages. Und damit setzen wir Maßnahmen im Rahmen des Klimaschutzes. Denn diese Flächen heizen sich wesentlich weniger stark auf und sind versickerungsfähig. Sie nehmen bei Regenereignissen Wasser auf.

 

Pflege nach dem Laissez-faire-Prinzip

Ich finde das Winterbild schön und auch den Wildtieren gefällt es. Aber gegen Ende des Winters ist es doch Zeit für einen Rückschnitt.

Nicht nur die Bepflanzung an sich ist wichtig, sondern auch die routinemäßige Pflege. Das Laissez-faire-Prinzip tut uns und der Natur gut: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. In meinem Hortus Pannonicus bleibt die Vegetation den Winter über stehen. Ich erfreue mich an den interessanten Pflanzenformen. Und die Pflanzen bieten Nahrung in Form von Samen und Früchten sowie Unterschlupf. Wie ich im Artikel „Pflanzen zurückschneiden, aber mit Vorsicht! – Pflege im wilden Nützlingsgarten“ berichtet habe, ist es gegen Ende des Winters Zeit, das Gestrüpp zu entfernen.

Rückschnitt, Gelege entdecken, Kompost umschichten…

Hier überwintert die nächste Generation der hübschen Wespenspinne, Argiope bruennichi.

Das letzte Februar-Wochenende habe ich genutzt, mit dem Frühjahrsputz im Garten zu beginnen. Als erstes war mein Steppen-Obstgarten dran. Mit der Heckenschere, dem Astschneider und anderen Gerätschaften, erhält meine Steppe einen Kurzhaarschnitt. Doch ich mache es mit Bedacht. Nicht zu nah am Boden abschneiden. Denn hier haben zahlreiche Tiere ihre Gelege oder Kokons platziert. Wespenspinne und Gottesanbeterin heften ihre Gelege sehr gerne an Gräserhalme. Aber auch andere Pflanzen werden angenommen. Das Schnittgut landet entweder auf dem Komposthaufen oder auf Haufen, die ich im Garten angelegt habe. Einzelne dickere Pflanzenstängel bleiben auch stehen, um für die nächsten Generationen ein Quartier zu bieten. Der Häcksler kommt mittlerweile nur selten zum Einsatz. Und auch nur, nachdem das Schnittgut längere Zeit gelagert wurde und die Temperaturen ansteigen. So können Tiere, die in den Stängeln ihre Winterruhe verbringen, aufwachen und herauskrabbeln.

Nun wird der Komposthaufen umgeschichtet. Neues Schnittgut und verrottetes Material werden Schichtweise aufgelagert.

Damit das Schnittgut auf dem Komposthaufen schneller verrottet, gibt es immer eine Schicht neues Schnittgut und eine Schicht Kompost. Darin sind Mikroorganismen und anderes Kleingetier, die den Prozess der Umsetzung schneller in Gang bringen.

 

Gartenarbeit – Naturgenuss und Bewegung

Das Leberblümchen, Hepatica nobilis, blüht schon früh im Jahr.

Da ich ein Sportmuffel bin, ist die Gartenarbeit mein Fitnessprogramm. Das Umschichten des Komposthaufens bringt mich bald ins Schwitzen. Und auch die Schnittarbeiten, das Entfernen desselben, halten mich auf Trab. Doch neben der Anstrengung gibt es immer wieder kleine Belohnungen. Die erste Honigbiene wird gesichtet. Die Schneeglöckchen, die mir meine Mutter aus ihrem Garten geschenkt hat, blühen schon.

Von links nach rechts: Schneeglöckchen, Galanthus nivalis, Palmenblatt Schneerose, Helleborus foetidus, mit Honigbienen-Besuch und Kornelkirsche, Cornus mas, noch im Knospenstadium.

Auch die Spitzen von Krokus und Netz-Iris sind bereits zu erblicken. Sämlinge keimen, von denen ich nicht immer weiß, welche Pflanze aus ihnen werden wird. Und auch das Gemüse beginnt schon zu wachsen.

Vogerlsalat (links) und Koriander (rechts) sind bald erntereif. Und so lässt sich der Vorfrühling genießen.

Die Frühlingsknotenblume, Leucojum vernum, als Massenblüher im Rasen.

Genieße den Vorfrühling!